Wir stellen vor: Die zweite Generation des Nissan Juke – ein Crossover, der bislang wie kaum ein anderer polarisieren konnte. Doch jetzt hat sich einiges verändert.
Seit Ende letzten Jahres auf dem Markt, öffnete die zweite Generation ein neues Kapitel im Buch für extrovertiertes Fahrzeugdesign und überraschte dabei nicht nur die Fachmedien sondern auch das breite Publikum. Bislang war es so, dass man einen Juke entweder abgöttisch liebte oder abgrundtief verabscheute – dazwischen gab es so gut wie nichts.
Das neue Modell ändert dies gewaltig, was uns bereits beim Erstkontakt mit dem SUV auffiel. Und das liegt nicht allein an der als Basis dienenden CMF-B-Plattform der Renault-Nissan-Allianz, welche auch vom neuen Renault Captur genutzt wird. Vielmehr sind es zuallererst optische Modifikationen, mit denen Nissan den neuen Juke bedachte.
Wir fuhren im Test einen Nissan Juke mit manuellem Handschaltgetriebe in der Farbe Burgundy Metallic. Fahrbericht.
Exterieur – Mr. Topstyle stellt sich vor
Genau zehn Jahre nachdem der erste Nissan Juke auf den Markt kam, sorgt die zweite Generation nun für eine Art Paradigmenwechsel. Vorbei ist es mit dem auffallend eigenständigen, ja eigenartigen Design nicht ganz, aber wurde dieses in aller Stringenz einer neuen Dynamik untergeordnet, welche der neue Nissan Juke nun aus jeder Perspektive ausstrahlt und dadurch zeitgemäßer denn je wirkt.
Er ist immer noch einer der extrovertierten Crossover und schert sich weiterhin nicht im geringsten um klassische Stilelemente eines SUVs, doch bewahrt er bei aller Individualität die Grenzen zur Abstraktheit und überschreitet diese nicht. Stilsicher wurden die runden Scheinwerfer – mit einer Lichtsignatur im Propellerdesign – in die komplett neugestaltete Front übernommen. Dank des horizontal weitläufig lidstrich-artig darüber verlaufenden Tagfahrlichts erfährt der neue Juke mehr Chrisma, ja sogar eine Spur Aggressivität.
Seitlich bleibt der Juke voll und ganz ein Crossover, mit nach hinten stark abfallender Dachlinie und dem dadurch kuppelartigen Dach, welches Coupé-Allüren offenbart. Am Heck bringen die Japaner einen strammen Abschluss und lassen – das scheint in Asien im Trend zu liegen – die Heckleuchten weit aus der Karosserieformation herausragen.
Muskulös ausgeformte Radhäuser – vor allem hinten – sorgen mit einer nach hinten stark ansteigenden Gürtellinie dabei für einen durchtrainierten Gesamteindruck.
Interieur – Aufgefrischt und neu abgestimmt
Im Innenraum zeigt sich der Nissan Juke klar strukturiert und wirbt mit einer frisch-lockeren Architektur. Runde Luftauslässe werden fließend in die Rundungen der Instrumententafel eingebettet und ein freischwebender Zentralbildschirm dient als Anlaufstelle des Infotainmentsystems.
Die Sitze mit ihren auffallend strukturierten Stoffbezügen erweisen sich als gut gepolstert mit mäßigem Seitenhalt und genügend Beinauflage. Selbst längere Strecken werden damit problemlos gemeistert. Die Platzverhältnisse erweisen sich vor allem vorne als sehr gut. Hinten müssen nur großgewachsene Personen die aufgrund des coupé-artigen Dachs schwindende Kopffreiheit beachten.
Das Ladeabteil offenbart ein Volumen von mindestens 422 Litern in Standardkonfiguration und kann durch die asymmetrisch umklappbare Rückbank auf bis zu 1.088 Liter erweitert werden. Die Heckklappe lässt sich deutlich weiter öffnen, als es beim Vorgänger der Fall war.
Motor und Fahreigenschaften – Klein, aber oho
Den Antrieb im neuen Nissan Juke übernimmt ein 1.0-Liter Turbobenziner mit drei Zylindern und Turbolader. Er leistet 117 PS sowie 180 Newtonmeter maximales Drehmoment, welches ab 1.750 Umdrehungen pro Minute zur Verfügung steht. Es ist die einzige Motorisierung, mit welcher der neue Juke angetrieben wird.
Überraschung: Der Dreizylinder zeigt einen unerwartet agilen, sehr lebendigen Charakter und setzt den Crossover erstaunlich flink in Bewegung. Das manuelle Schaltgetriebe besitzt sechs sehr passend abgestufte Gänge und diese lassen sich knackig und mit relativ kurzen Schaltwegen einlegen – das macht sogar richtig Spaß.
Großes Lob: Der Schleifpunkt der Kupplung ist klar erkennbar und eine Anfahrschwäche gibt es hier nicht mal im Ansatz. Wir stellen schnell fest, dass diese Kombination aus Motor und Getriebe sehr gut harmoniert. Sämtliche alltäglichen Anforderungen meistert das Auto souverän und schwimmt nicht nur im Verkehr mit, kann innerstädtisch auch flott von Ampel zu Ampel flitzen.
Der Turbolader spricht extrem schnell an und sorgt bereits im Teillastbetrieb sofort für agilen Vortrieb, wodurch sich der Motor stärker anfühlt, als er es ist. Nur wenn man das Gaspedal dann durchtritt, merkt man schnell, dass die Trümpfe bereits alle gespielt wurden.
Drei Fahrprogramme – Eco, Normal und Sport – stehen zur Auswahl, wobei die Unterschiede in der Praxis sehr marginal ausfallen und am ehesten im Sportmodus durch ein noch zackigeres Ansprechverhalten zutage kommen.
Aus dem Stand beschleunigt der Nissan laut Datenblatt in gut zehn Sekunden auf Tempo 100, was in der Praxis einem jedoch irgendwie schneller erscheint, doch wir haben nachgemessen: 10,4 Sekunden war unser Bestwert.
Die Höchstgeschwindigkeit ist bei 180 km/h erreicht. Bis dahin geht es bis Tempo 140 recht zügig, darüber dauert alles etwas länger. Das Fahrwerk rollt trotz der großen 19-Zoll-Räder erstaunlich gelassen ab und federt kommod über fast alle Unebenheiten hinweg. Dabei bleibt eine omnipräsente Straffheit prädominierend, wodurch sich auch kurvige Strecken überaus flott durchfahren lassen.
Der Grenzbereich wird relativ klar angekündigt, wobei der Juke aus seiner überwiegenden Neutralität in leichtes Untersteuern wechselt. Als Fronttriebler bleibt er traktionstechnisch weitestgehend zuverlässig in Fahrbahnkontakt. Bei trockener Fahrbahn muss man ihm schon arg die Sporen geben, um die Warnleuchte für das ASR mal zu sehen zu bekommen.
Verbrauchstechnisch kann sich der Juke ebenso sehen lassen. Etwas weniger als 1,2 Tonnen Eigengewicht sind für den lebendigen Motor keine Zumutung und so bleibt der Durchschnitt im Drittelmix bei 6,8 Litern auf 100 Kilometer hängen. Auf der 20 Kilometer langen Sparrunde genügten dem DIG-T genannten Dreizylinder nur 4,4 Liter und wer ständig in der Nähe der Höchstgeschwindigkeit bleibt, muss mit rund zehn Litern rechnen.
Ausstattung, Komfort, Sicherheit im Nissan Juke
Der Testwagen besaß als „Tekna“ die zweithöchste Ausstattung und konnte so einige Highlights vorweisen.
Ein autonomer Notbremsassistent erkennt beispielsweise nun auch Fußgänger und Radfahrer. Im Test warnte das System stellenweise sehr früh vor drohenden Kollisionen: Ein kurzes Anbremsen folgt direkt auf die akustische und optische Warnung – beides jeweils Vorstufen des Kollisionsvermeidungssystems. Dieser Assistent ist in jedem Juke serienmäßig an Bord.
Der Spurhalteassistent hat ebenfalls die Schulbank gedrückt und darf sich nun als intelligent bezeichnen. Er arbeitet mittels korrigierendem Bremseingriff. Auch dieser Assistent ist in allen Juke ab Werk dabei.
Ein herkömmlicher Tempomat ohne Abstandsregelung wird in jeden Juke implantiert und lobenswert ist auch der Umstand, dass bereits ab der Basisversion „Visia“ eine Verkehrszeichenerkennung im Nissan ihren Dienst verrichtet. In unserem Test erfolgte die Erkennung der Verkehrszeichen mit einer über 90-prozentigen Trefferquote.
Noch mehr Lob: Nissan hat die Zeichen der Zeit verstanden und so rollt jeder Nissan Juke ab Werk mit Voll-LED-Scheinwerfern vor. Diese zeigten im Test ein homogenes, helles und weitreichendes Lichtbild, welches jeder Nachtfahrt den Schrecken nimmt. Der ebenfalls serienmäßige Fernlichtassistent blendete überwiegend frühzeitig ab und sehr zeitnah wieder auf.
Das Infotainment ist in jeder Ausstattungsversion dieses Crossovers mit DAB+-Radio, USB-, AUX- und Bluetooth-Schnittstelle gewappnet. Die Nissan Connect Navigation mit TomTom Services und Sprachsteuerung kostet überschaubare 390 Euro extra und führte uns auf allen Teststrecken zielsicher und zuverlässig ans Ziel. Drei Jahre kostenlose Kartenupdates sind übrigens hier im Aufpreis enthalten.
Für 600 Euro extra gibt es das auch im Testfahrzeug befindliche Bose Soundsystem. Dieses offeriert einen angenehmen Klang, der mit bose-typisch basslastiger Art vor allem einer jüngeren Klientel gefallen dürfte. Das „Sound Stage Control“ optimiert das Klangfeld und der gewünschte „Raumklang“ kann so individuell justiert werden. Stylisch: Die in den Kopfstützen integrierten Lautsprecher.
Die beheizbare Frontscheibe kostet gerade einmal 350 Euro Aufpreis und dürfte im Winter viel Zeit und Arbeit sparen, welche für das Freikratzen sonst vonnöten gewesen wäre.
Varianten und Preise des Nissan Juke
Den Juke gibt es in fünf Ausstattungslinien:
- Visia ist die Basisversion und damit ab 18.998 Euro der Einstieg in die Juke-Welt. Neben LED-Scheinwerfern und einem Audiosystem inklusive Bluetooth-Schnittstelle sowie DAB+, ist auch der intelligente Notbremsassistent mit Fußgänger- und Radfahrererkennung bereits an Bord.
- Acenta beginnt als eine Stufe darüber ab 20.948 Euro und fügt unter anderem eine Rückfahrkamera, 17-Zoll-Räder, das Nissan Connect Infotainment und ein 8-Zoll-Zentraldisplay zur Serienausstattung hinzu.
- N-Connecta lockt mit einer Klimaautomatik, schlüssellosem Zugangs- und Startsystem sowie Nissan Connect Services, um nur einige zu nennen, für mindestens 22.897 Euro.
- Tekna heißt die zweithöchste Linie und beherbergt neben Sitzheizungen für die Vordesitze auch 19-Zoll-Räder, eine 360-Grad-Kamera und einen adaptiven Tempomaten – um nur einige zu benennen – ab 25.627 Euro.
- N-Design bezeichnet das Flaggschiff des Juke und ab 26.212 Euro gibt’s zusätzlich unter anderem noch diverse Innenraum- und Außendesign-Pakete und eine 2-Farben-Lackierung.
Alle Nissan Juke fahren mit Frontantrieb und mit der hier getesteten Benziner-Motorisierung. Außer dem manuellen Schaltgetriebe gibt es noch optional ein 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe, welches für rund 1.700 Euro ab der Ausstattungslinie Acenta angeboten wird. Dieses werden wir in Kürze separat testen, um einen Vergleich zu ziehen.
Fazit – Ein Juke für alle Fälle
Der Nissan Juke zeigte sich im Test als frischer, moderner Begleiter mit dem Hang zum Auffallen. Selten war Individualität zu einem solch günstigen Preis zu haben. Im Vergleich zum Vorgänger liegen hier Welten und so präsentiert sich die Neuauflage erheblich zeitgemäßer, ohne seinen speziellen Charme und sein Individualitätspotenzial an irgendeiner Stelle einzubüßen.
Lässt man die wenigen minimalen Kritikpunkte beiseite, gibt es zu diesem Auto kaum Konkurrenz. Ein Kia XCeed zum Beispiel, wirkt im direkten Vergleich nahezu konservativ. Darüber hinaus ist die Ausstattungspolitik nicht nur fair sondern durchaus als bemerkenswert einzuschätzen – kaum ein anderes Fahrzeug in diesem Segment leuchtet beispielsweise serienmäßig mit Voll-LED-Scheinwerfern.
Der kleine Motor leistet mehr, als das Papier verspricht und in Verbindung mit der knackigen Handschaltung kommt sogar Fahrspaß auf. Wer auf der Suche nach einem kompakten Crossover mit viel Stil, wenig Allüren und einem tollen Preis-Leistungs-Verhältnis ist, sollte unbedingt den Weg zum nächsten Nissan-Händler anvisieren.
Ob am Ende nun ein Schaltgetriebe oder das DCT die bessere Wahl ist, werden wir in Kürze in einem separaten Vergleichstest herauskristallisieren.
Text / Fotos: NewCarz
Kamera: Canon EOS 6D
Technische Daten: Nissan Juke DIG-T 117 Tekna 6MT
- Farbe: Burgundy Metallic
- Länge x Breite x Höhe (m): 4,21 x 1,80 (1,98 mit Außenspiegeln) x 1,60
- Radstand (mm): 2.636
- Antrieb: Dreizylinder Ottomotor mit Turbolader und OPF
- Leistung: 86 kW (117 PS) bei 5.250 rpm
- Max. Drehmoment: 180 Nm bei 1.750 bis 4.000 rpm
- Hubraum: 999 ccm
- Getriebe: 6-Gang-Handschaltgetriebe
- Antriebsart: Front
- Durchschnittsverbrauch (WLTP): 5,1 L/100 km
- Durchschnittsverbrauch (NewCarz): 6,8 L/100 km
- CO2-Emissionen (Herstellerangabe): 112 g/km
- Abgasnorm: Euro 6d-ISC-FCM
- Höchstgeschwindigkeit: 180 km/h
- Beschleunigung von 0 auf 100 km/h: 10,4 Sekunden (gemessen)
- Wendekreis (m): 10,6
- Bodenfreiheit (mm): 180
- Leergewicht (kg): 1.182
- Zuladung (kg): 518
- Kofferraum (l): 422 – 1.088
- Anhängelast ungebremst/gebremst bis 12 % (kg): 635/1.250
- Stützlast (kg): 75
- Dachlast (kg): 75
- Kraftstofftank (l): 46
- Kraftstoffart: Benzin ab 91 Oktan E10
- Neupreis des Testwagens: 27.518 Euro (Einstiegspreis ab 18.998 Euro)
July 30, 2020 at 05:26PM
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